Quelle: Cowomen via Pexels
Das Internet ist eine der wichtigsten Recherchequellen für Redakteure. Es liefert uns schier unendlich viele Informationen zu den verschiedensten Themen. Doch nicht alle Aufträge lassen sich mit reiner Recherche abdecken. Ist die Meinung von Experten gefragt, das Thema sehr aktuell oder komplex, hilft uns das Internet oft nur bedingt weiter. In solchen Fällen greifen wir gerne auf Experten-Interviews zurück. Die folgenden sechs Tipps helfen, gute Experten-Interviews zu führen.

Tipp 1: Recherchieren Sie Person und Thema

Experten-Interviews ersetzen nie komplett die eigene Recherche. Bevor Sie Kontakt zu einem Experten aufnehmen, verschaffen Sie sich selbst einen Überblick über das Thema, über das Sie mit dem Fachmann/der Fachfrau sprechen möchten. Gleiches gilt für Informationen zur Person. Mit wem habe ich es zu tun? Wie ist die Vita? Hat die Person bereits Experten-Interviews zu dem Thema gegeben? Das hilft dabei, sich die passenden Interviewfragen zu finden.

 

Tipp 2: Wohin soll die Reise gehen?

Überlegen Sie sich einen roten Faden, der sowohl Sie durch das Experten-Interview bringt als auch die Leser durch den fertigen Artikel. Was ist der Leitgedanke? Worauf zielen Sie mit dem Interview ab? Hilfreich dabei ist auch, sich zu überlegen, was der Gewinn für die Leser ist, wenn diese das Interview oder den Artikel mit Expertenzitaten lesen. Was möchten Sie vermitteln? Was sollen die Leser mitnehmen?

Je komplexer oder spezialisierter ein Thema, desto mehr Sinn macht es zudem, dem Experten vorab konkrete Fragen zukommen zu lassen, die Sie mit ihm durchgehen möchten. Das hat gleich mehrere Vorteile, unter anderem:

  • Ihr Interviewpartner kann abschätzen, welche Schwerpunkte Sie in dem Artikel setzen möchten.
  • Sie gelangen zielgerichtet an Informationen.
  • Der Experte kann sich auf das Interview vorbereiten. Das wiederum sorgt für ein flüssiges Gespräch und die Wahrscheinlichkeit ist höher, dass Sie auf alle Fragen auch eine Antwort erhalten.

 

Tipp 3: Offene Fragen in Experten-Interviews bevorzugen

Wer? Was? Wann? Wo? Warum? Wie? Wozu? – damit beginnen offenen Fragen. Sie helfen uns, unseren Interviewpartner zum Reden zu bringen. Denn anders als bei geschlossenen Fragen können wir darauf nicht nur mit Ja und Nein antworten. Bei offenen Fragen besteht jedoch immer auch die Gefahr, dass unser Gegenüber nicht richtig auf den Punkt kommt oder das Thema anders angeht, als wir es uns vorgestellt haben – die Fragen sind einfach zu banal. Um das zu vermeiden, ist gute Vorbereitung gefragt.

Wichtig: Geschlossene Fragen sind nicht per se schlecht. Wenn wir uns beispielsweise eine Aussage oder ein Statement bestätigen lassen möchten, sind geschlossene Fragen zielführender als offene. Schätzen Sie daher selbst ab, wann welche Art von Fragen sinnvoll ist.

 

Tipp 4: Starten Sie mit Smalltalk

Viele unterschätzen die Kraft von Smalltalk zu Beginn eines Interviews. Doch banale Themen wie das Wohlbefinden oder auch das Wetter sind ideale Eisbrecher. Sie helfen uns, uns aufeinander einzustellen, ein Gefühl für unseren Gesprächspartner zu bekommen und eine gewisse Vertrauensbasis zu schaffen.

Bedenken Sie zudem: Nicht immer haben wir es mit Menschen zu tun, die geübt darin sind, Interviews zu geben. Sie sind vielleicht sehr nervös und wissen selbst nicht so recht, wie sie sich verhalten sollen. Smalltalk eignet sich dann perfekt, um ihnen die Nervosität etwas zu nehmen und sie zum eigentlichen Gespräch hinzuführen.

 

Tipp 5: Nehmen Sie das Gespräch in Experten-Interviews auf

Je länger das Interview dauert, desto unwahrscheinlicher ist es, dass wir uns all das Gesagte merken und später wiedergeben können. Daher unser Tipp: Nehmen Sie das Gespräch auf. Das hat mehrere Vorteile, unter anderem:

  • Sie ersparen sich hastiges Mitschreiben während des Interviews und können sich ganz auf das Gespräch konzentrieren.
  • Das Risiko, wichtige Informationen zu vergessen, fällt durch die Aufnahme weg.
  • Sie haben den authentischen Wortlaut auf Band, was besonders für Wortlautinterviews und Zitate Gold wert ist.

Wichtig: Holen Sie sich beim Gesprächspartner immer die Erlaubnis für die Aufnahme ein. Idealweise lassen Sie sich das auch zu Beginn der Aufnahme noch einmal bestätigen.

 

Tipp 6: Lassen Sie die Experten-Interviews freigeben

Wir lassen generell alle Experten-Interviews, die wir führen und verschriftlichen, von den Fachleuten vor der Veröffentlichung freigegeben. Das nimmt zwar etwas Zeit in Anspruch, lohnt sich aber. Denn häufig ist es nötig, Antworten redaktionell anzupassen, etwa um längere Antworten zu kürzen. Auch passt das gesprochene Wort nicht immer als schriftliches Zitat. Manchmal möchten die Experten im Nachhinein auch selbst noch etwas geändert haben, weil sie beim Lesen merken, dass das, was sie gesagt haben, missverstanden werden könnte oder nicht ganz eindeutig formuliert ist.

Wir zeigen Ihnen zudem, wie Sie zielgruppengerechte Texte schreiben.