Markt GemüseQuelle: erik-scheel

Was früher als „Öko“ galt, ist heute für viele Verbraucher selbstverständlich: Der Kauf von ökologisch angebautem Obst und Gemüse. In fast allen Discountern ist das Bio-Grünzeug zu finden. Was viele Supermärkte bisher jedoch noch nicht geschafft haben, ist auf die Massen an Plastikverpackungen um Gurke und Co. zu verzichten. Dabei kann es so einfach sein: Mit Natural Branding, eine Laserbeschriftung für Obst und Gemüse.

In Folien eingepackter Salat, eingeschweißte Gurken und in Plastik umhüllte Bananen: Biologisch angebautes Obst und Gemüse scheint in Supermärkten besonders schützenswert zu sein. In Plastikverpackungen eingebettet, liegen sie fein aufgereiht im Regal. Wenn ich sehe, welche Berge an Plastik ich mit jedem Einkauf von Bio-Obst und -Gemüse nach Hause mitbringe, zweifle ich etwas an der Sinnhaftigkeit, diese Produkte zu kaufen. Gut für die Gesundheit – aber schlecht für die Umwelt? Das passt für mich einfach nicht zusammen. Umso mehr freue ich mich über den Trend „Natural Branding“.

Warum ist so viel Bio in Plastik verpackt? 

Laut EU-Verordnung müssen alle Bio-Produkte eindeutig als solche erkennbar sein. Das ist besonders bei Obst und Gemüse aber schwer umsetzbar: Eine Bio-Gurke sieht von außen genauso aus wie eine konventionell angebaute. Um sie auseinanderzuhalten, ist ein Produkt in Plastik gehüllt. Viele Supermärkte verpacken dann in der Regel jenes, welches in geringerer Stückzahl produziert wird. Und das ist nun einmal die biologisch angebaute Variante.

Natural Labeling: Obst und Gemüse tätowieren

Anstelle von Plastikverpackungen und -etiketten lässt sich das Bio-Siegel und der Produktname aber auch einfach in die Schale tätowieren. Und zwar mit Hilfe eines speziellen Lasers. Da nur eine sehr geringe Schicht der Schale abgetragen wird, soll die Methode weder den Geschmack noch die Haltbarkeit des Grünzeugs beeinflussen. Neu ist die Idee nicht: Bereits 2013 wurde die Technik von der EU-Kommission genehmigt. Dennoch ist das Verfahren hierzulande noch relativ wenig im Einsatz. Lediglich zwei Supermarktketten (Rewe und Netto) setzten oder setzen testweise die Laser-Etikettierung ein, etwa bei Süßkartoffeln, Ingwer und Gurken. Schweden und die Niederlande sind uns da bereits einen Schritt voraus.

Vorteile für Produzenten, Händler und Verbraucher

Alle Akteure profitieren von dem Natural Branding. Der wichtigste Aspekt: Den CO2-Ausstoß reduzieren. Dieser ist bei der Produktion von Plastik sehr hoch und er belastet die Umwelt stark. Hinzu kommen die Massen an Müll, die in Verbrennungsanlagen landen – nur ein geringer Anteil wird recycelt. Der Großteil wandert leider auch in die Meere und wird zur Gefahr für Fische, Vögel und Meeressäuger.

Weitere Vorteile des Natural Branding:

  • Die Produzenten und Händler sparen Kosten, da sie deutlich weniger Verpackungsmaterialien benötigen. Zudem ist die Laserbeschriftung von Dauer – es können keine Etiketten abfallen.
  • Wir als Verbraucher können genau nach Bedarf einkaufen und müssen keine vorbestimmten Größen wählen, etwa drei Zucchini, obwohl wir nur eine benötigen. Im Ernstfall landet dann nicht nur der Plastik im Müll, sondern auch mindestens eine der Gewächse.

Natural Branding: In Deutschland ein Exot

Die Vorteile für das Lasern von Obst und Gemüse sprechen für sich. Die gesetzlichen Voraussetzungen sind geschaffen und auch das passende Equipment für das Natural Branding gibt es bereits. Die Produzenten und Händler könnten also direkt loslegen mit dem Einsparen von CO2 und Kosten. Und dennoch türmen sich immer noch Berge an in Plastik verpacktes Biogemüse und -obst in den Supermärkten und Discountern…

Ich habe mal ein bisschen nach möglichen Gründen für den bisher geringen Einsatz recherchiert. Auf einigen Internetseiten ist die Rede davon, dass es schlichtweg noch nicht genug Maschinen gibt, um den gesamten Markt zu bedienen. In anderen Quellen heißt es, die Skepsis, ob das Lasern aus gesundheitlicher Sicht wirklich unbedenklich ist, ist noch zu groß – gerade bei Lebensmitteln, bei denen die Schale mitgegessen werden kann, wie etwa Gurken. Wir halten die Augen weiter offen und werden berichten, wenn das Natural Branding den von uns gewünschten Aufschwung erlebt.